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Jungfrauzeitung, online-Ausgabe, Montag, 16. August 2010

Glanzvolles Eröffnungskonzert
6. Mendelssohn Musikwoche mit den Chamber Soloists Lucerne
Die Chamber Soloists Lucerne wurden ihrer vornehmen Aufgabe, die 6. Mendelssohn Musikwoche Wengen zu eröffnen, vollauf gerecht. Mit zwei Werken von Louis Spohr und Felix Mendelssohn Bartholdy begeisterten sie das Publikum, das die schmucke Kirche bis zum letzten Platz besetzt hielt.

Samuel Wenger

Louis Spohr (1784 bis 1859) und Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) waren «Gäste» des Eröffnungskonzerts an der 6. Mendelssohn Musikwoche in der Kirche Wengen. Spohrs Doppelstreichquartett von 1823 ist das Werk eines 39-Jährigen, derweil Mendelssohn bei der Erschaffung seines Oktetts 1825 gerade mal 16 Lenzen zählte. Den Luzerner Kammersolisten mit den Violinistinnen Ina Dimitrova, Miriam Müller, Katharina Schulik und Erika Achermann, mit den Bratschisten Markus Wieser und Dominik Fischer sowie mit den Cellisten Jürg Eichenberger und Peter Leisegang gelang es trefflich, die Eigenarten der beiden so verschiedenen Kompositionen aufzuzeigen und mit ihrem ausgewogenen und gleichzeitig innovativ beflügelten Musizieren zu begeistern. Wer kennt im grossen Publikum den Namen Louis Spohr? Zu seiner Zeit als Violinvirtuose, kurfürstlicher Kapellmeister und Komponist mit über 200 Werken – darunter zehn Opern, vier Oratorien, zehn Sinfonien, 18 Violinkonzerte und 34 Streichquartette! – weit herum bekannt und gefeiert, konnte er sich in der Nachwelt neben den grossen Klassikern und Romantikern nicht halten. Dass er musikalisch etwas kann und zu sagen hat, bezeugt neben vielem auch sein Doppelstreichquartett in d-Moll op. 65. Wie der Name es sagt und die Positionierung der Instrumente im Nachvollzug beweist, stehen sich zwei Streichquartette gegenüber. Dem einen kommt die gleichsam solistische Führungsrolle zu, während dem anderen die unentbehrliche Begleitaufgabe zufällt. Das Ergebnis ist trotz der Moll-Tonalität eine Fülle frohgestimmter Melodien im Wechsel von virtuosen Passagen auf der Basis von wohlbekannten eingängigen Harmonien. Die Chamber Soloists spielten sich in Schwung und holten sich mit dem Dutzendwerk bereits einen herzlichen Applaus. Doch was nach der Pause folgte, war ein Besuch im musikalischen Wunderland.

Ein Wunderwerk
Natürlich hatte Mendelssohn mit dem 25 Jahre älteren Spohr vermehrten Kontakt bei Besuchen und Konzerten, und so dürfte er auch mit seinem Doppelquartett in Berührung gekommen sein. Das Septett von Beethoven und das Oktett von Schubert haben den innovativen Teenager zusätzlich motiviert, sich in dieser Sparte zu versuchen. Sein «Versuch» jedoch wurde gleich zu einem einmaligen vollendeten Meisterwerk. Sein Opus 20 in Es-Dur für vier Violinen, zwei Bratschen und zwei Celli stellt acht solistischen Individualisten die Aufgabe, ihren Part in ständigem Wechsel von Führung, Ein- und Unterordnung einem Ganzen dienstbar zu machen. Das Resultat ist ein Werk, das von berückenden Soli zu feinstem Kammermusizieren und orchestraler Ausstrahlung alles enthält, was das Ohr beglückt. Noch hat man die grossartige Interpretation des Arzbergers- und Aria-Quartetts von 2006 in Erinnerung. Aber auch die Chamber Soloists Lucerne haben es an nichts fehlen lassen. Wagemutig, aber gekonnt meisterten sie die vom Tempo bestimmten schnellen Sätze und stellten den spieltechnischen Höhenflügen wundersame Kantilenen des langsamen Satzes gegenüber. Als Zugabe wiederholten sie zur Freude des begeisterten Publikums das Scherzo, eine Vorwegnahme des Elfenspuks aus der Sommernachtstraum-Ouvertüre, einem weiteren Meisterwerk des jungen Genies.