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Appenzeller Volksfreund, Dienstag, 11. August 2009

Wie ein Sommertag auf dem Land
Die Chamber Soloiststs Lucerne gestalten Franz Schuberts Oktett in F-Dur als eine symphonische Erzählung

Das achtköpfige Ensemble „Lucerne Chamber Soloists“ führte am Freitag in der Kunsthalle Ziegelhütte in Appenzell das monumentale Kammermusikwerk „Oktett in F-Dur“ von Franz Schubert auf. Die Musikerinnen und Musiker gestalteten es als symphonische Erzählung.

Monica Dörig

Franz Schubert (1797 – 1832) war ein Wunderkind wie Mozart. Der Wiener starb noch jünger als dieser, bereits mit 31 Jahren. In seinem kurzen Leben hat er unzählige berühmte Lieder komponiert, kirchliche Werke, Chor- und Orchestermusik, eine Oper und kammermusikalische Tondichtungen.
Der junge Schubert ersann seine Musik in der Übergangszeit zwischen Klassik und Romantik. Sein Oktett in F-Dur war massgeblich geprägt von Beethovens Septett. Schubert fügte der Besetzung mit Horn, Fagott, Klarinette, Bass, Cello, Bratsche und Violine eine weitere Geige hinzu, wohl um die Rolle der Streichinstrumente zu verstärken. Die Instrumentierung verleiht dem Werk eine symphonische Ausstrahlung. Diesem monumentalen Charakter entsprach das Schweizer Ensemble mit einer beeindruckenden Klangfülle.

Musikalische Naturbilder
Ein Jahr bevor das Oktett in F-Dur entstand, hatte Schubert die erzählerische Liedersammlung „Die schöne Müllerin“ fertig gestellt. Er war erkrankt und verbrachte den Sommer in ländlichen Gegenden Österreichs. Als er 1824 das Oktett im Auftrag eines adligen Klarinettisten komponierte, mögen ihn die Eindrücke vom Landleben noch immer begleitet haben.
Die sechs Sätze reihen sich aneinander wie die Kapitel einer Erzählung. Sie hätte den Titel tragen können: Ein Sommertag auf dem Lande. Die Chamber Soloists Lucerne haben die Motive der Naturbilder besonders schön und prägend ausgestaltet. Wie ein Erzähler übernahm der Klarinettist (Bernhard Röthlisberger) die tragende, manchmal etwas dominante Hauptrolle.

Feenhaft zart nahmen sich dagegen die Violinen aus (Anja Röhn und Christina Gallati). Cello und Kontrabass (Jürg Eichenberger und Andreas Wahlbrink) setzten dramatische Akzente. Fagott und Horn (Rui Lopes und Lukas Christinat) breiteten einen weichen Teppich aus, auf dem sich die Geschichten entspannen: Von erhabenen Waldstimmungen und mitreissenden Jagdszenen, lüpfigen Tänzen und ausgelassenen Festen, von über Blumenwiesen flatternden Schmetterlingen und von einem lächelnden See, von einer vornehmen Gesellschaft, von einem furchterregenden Gewitter. Die Musikerinnen und Musiker verleihen den Szenen mit sensibel dosiertem Ausdruck allerlei schillernde Farben. Während die Motive sich wie Perlen auf dem sprichwörtlichen roten Faden aneinanderreihten, gelang es dem Ensemble eben diesen Faden als spannende Übergänge – auf langausgehaltenen Horn- und Fagott-Tönen – berührend zu gestalten.

Meisterhafte Landpartie

Mit weit ausgreifenden Gesten spielte das Ensemble das Adagio des zweiten Satzes geradezu herzergreifend. Dem Stilmittel der Duette zwischen den Instrumenten, deren Stimmlage so wunderbar harmonierten, schenkten die Musiker besondere Aufmerksamkeit, Fagott und Viola (Markus Wieser), Klarinette und Violine oder die vereinten Bläser, oder alle Streicher gemeinsam sangen innig ihre Lieder.
Der Einfluss, den Volkslieder auf Schuberts Schaffen hatten, war im vierten Satz, dem Andante con variazione, ohrenfällig. Das Ensemble spielte die liedhaften Passagen mit leiblichem Schmelz.
Im letzten Satz steigerte sich das Orchester noch einmal zu Höchstleistungen. Im Lauf des knapp einstündigen Konzerts hatte es zur Ausgewogenheit gefunden. Das Cello setzte sich durch, die Geige brillierte und Horn und Fagott setzten mit ihren Kantilenen Glanzpunkte.
War in wenigen Momenten die Präzision an den Rändern auf Kosten der rasanten Tempi leicht ausgefranst, so fanden die Musikerinnen und Musiker am Schluss mit der „Gewitterszene“ – dramatisch inszenierte Bilder dräuender Wolken, bedrohlicher Sturmwinde und ein erfrischender Regentropfentanz – zu einer mitreissenden, im Finale strahlenden Dynamik.

Als Zugabe schenkten Die Chamber Soloists Lucerne dem dankbaren Publikum einen Tessiner Bandella-Marsch, von Florian Walser für Schuberts Oktett-Besetzung arrangiert. Ein Ohrenschmaus und ein fulminanter Abschluss dieser meisterhaften Landpartie.