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Neue Zuger Zeitung, Montag, 10. September 2007
Kiesgrube Bethlehem, Edlibach

Die spezielle Ambiance begeistert auch die Musiker

Ein Rockkonzert oder Mozartklänge in einer Kiesgrube sind nicht alltäglich. Für alle Beteiligten hat sich der Aufwand aber gelohnt.
Eines haben der Zuger Bahnhof und die Kiesgrube Bethlehem gemeinsam: Beide Anlagen sind in erster Linie der Funktionalität verpflichtet, lassen sich aber mit farbwechselnden Lichtern auch effektvoll als Spielwiesen der Kultur inszenieren. Während beim Bahnhof die Geschosse im Dreieck erglänzen, wurde in der Kiesgrube eine steile, hohe Wand vielfarbig beleuchtet, vor der das Mitternachtskonzert stattfand.

Konzert vor 200 Zuhörern

Über 200 Besucher pilgerten von Fackeln geleitet über das Areal der Kibag und sammelte sich in einem kleinen Talkessel direkt vor den aufragenden Steinmassen. Selbst Theo Desax, Regionalleiter der Kibag Zentralschweiz, der das Gelände auswendig kennt, war angesichts der dramatischen Arena im Lichterspiel in seinen Erwartungen übertroffen.

Klassik an der frischen Luft

Mit dieser Inszenierung war auch das Ziel der Stiftung Natur & Wirtschaft, die den Anlass mitorganisiert hatte, erreicht. Die Stiftung zertifiziert naturnahe Areale, wie eben auch die Kiesgrube Bethlehem, und möchte sie für die Bevölkerung sichtbar machen, oft in Verbindung mit kulturellen anläsen. In den letzten zehn Jahren hat die Stiftung an etwa 300 Firmen das Qualitätslabel „Naturpark“ verliehen. Damit kann unter anderem die Kiesbranche, die in der Vergangenheit eher mit Raubbau denn mit Naturschutz in Verbindung gebracht wurde, gegenüber der Öffentlichkeit zeigen, dass wertvolle Lebensräume für spezielle Tier- und Pflanzenarten geschaffen wurden.
Doch nicht nur die Natur profitiert vom Engagement der Kibag, mit den renommierten Chamber Soloists Lucerne konnte für das Mitternachtskonzert ein hervorragendes Ensemble verpflichtet werden, das den Talkessel leicht verstärkt mit wunderbar warmen Klängen füllte. Zur Eröffnung des Abends wurde Mozarts Klarinettenquintett in A-Dur geboten, bei dem die unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Sätze glänzend hervortraten. Die Stimmen vermochten sich zu einem dicht verwobenen Klang zu fügen, in dem einzelne Fäden schillernd ausbrachen, sie gaben sich widerstreitend und schwermütig, ohne den süssen Schmelz des Stücks zu verlieren.

"Anders als im KKL"

Auch Dvoráks Streichquartett in F-Dur erhielt eine tadellose Interpretation, über den ganzen Platz war die Intensität des Pianissimos zu hören, stürmische Steigerungen rissen das Publikum mit und hühnerhofartige Partien jagten mit Spritzigkeit über die Bühne. Jürg Eichenberger, Violoncellist und Leiter des Ensembles, war nach dem Konzert begeistert vom Open-Air-Ambiente: „So kann man das Publikum mal auf eine ganz andere Art erreichen.“ Und der Bratschist Martin Wieser ergänzte: „Das ist natürlich schon etwas anderes als das KKL:“

Lagerfeuerstimmung

Nach der Klassik trat die Zuger Band Glenturret mit dem Kontrastprogramm auf die Bühne. Die Irish-Rock-Band besteht seit zehn Jahren und führte mit Akkordeon und klagenden Melodien zur Lagerfeuer-stimmung über. Schlagzeug und Gitarren verliehen der Melancholie Gewicht, ohne Ohropax nötig zu machen. Mittlerweile spürte mancher die Septemberkühle in den Knochen, für den Sänger Ronald van Gessel ein passendes Argument, das Publikum zum Tanzen aufzufordern. Von weitem auf der Anhöhe über dem Kessel wirkte die Steilwand noch gewaltiger und die magische Stimmung aus Natur, Licht und Musik liess hervortreten, welch bisher kaum genutztes Potenzial in Kiesgruben schlummert.

Julia Häcki