Die Pipa gehört zu den Lauteninstrumenten und ist eines der wichtigsten
Instrumente der chinesischen Musik. Ihr birnenförmiger Klangkörper
ist aus einem Stück (Mahagony und ähnliche Harthölzer)
geschnitzt, die Resonanzdecke besteht aus Pinienholz. Die unteren sechs
der gesamthaft 30 Bünde bestehen aus Jade, Elfenbein (auch Knochen)
oder in der einfachen Form aus Hartholz, die oberen aus Bambus. Die vier
Stahlseiten, gestimmt in A-d-e-a, werden mit Plastiktplektren gezupft,
welche mittels Klebeband an den fünf Fingern der rechten Hand befestigt
werden.
Geschichte
Die Pipa ist in China seit über 2000 Jahren bekannt: in einem Grab
der Westlichen Han Dynastie (206-8 v. Chr.) fand man Tonfiguren mit diesem
Instrument. Ältere Texte aber weisen auf eine noch frühere Existenz
eines Pipa-ähnlichen Instruments hin. Über die Seidenstrasse
fand in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten - gemeinsam mit der
buddhistischen Lehre - ein birnenförmiges Zupfinstrument mit vier
Saiten und einem gewinkelten Hals seinen Weg aus Zentralasien über
Indien nach China. Dieses Instrument wurde und wird bis heute in Japan
(dort Biwa genannt) mit einem einzelnen hölzernen Plektrum gespielt.
Das Museum in Kyoto bewahrt eine solche originale Pipa aus der Tang Dynastie
(618-907), der Blütezeit der chinesichen Kultur, auf. Durch die Öffnung
des Reichs der Mitte in jener Zeit erreichten westliche Einflüsse
das Land, welche unter anderem zur Erfindung der chromatischen Tonleiter
führte.
Die ältesten heute bekannten Musikstücke stammen aus Handschriften
der anfangs des 20ten Jahrhunderts wiederentdeckten Dunhuang Grotten in
der westlichen Provinz Xinjiang und wurden in der Tang Dynastie geschrieben.
Nach dieser Zeit fehlt jede schriftliche Spur, erst in der Mitte des 20ten
Jahrhunderts begann man, Musik wieder niederzuschreiben. Seit den Fünfziger-Jahren
des letzten Jahrhunderts wird Pipa an den Konservatorien Chinas gelehrt.
Technik
Die Zupftechnik ist jener der Gitarre entgegengesetzt, d.h. die Plektren
and den Fingern der rechten Hand zupfen die Saiten mehrheitlich von der
Handfläche weg. Die linke Hand aber erst schafft die vielfältige
Musik: durch den relativ grossen Abstand der Saiten von den Bünden
kann die Tonfarbe und -qualität durch das Spiel mit den Saiten enorm
verändert werden. Durch Übereinanderschieben der Saiten entstehen
zum Beispiel blechartige Perkussionsgeräusche wie in der chinesischen
Oper; oder zum Klang-Repertoire gehören ebenso das Pizzicato im Flageolett-Bereich
oder das horizontale Ziehen und Stossen der Saiten wie in der Musik eines
Jimmy Hendrix. Facit: Kein Instrument der chinesischen Musik erreicht
die Virtuosität der Pipa.
Yang Jing
Übersetzung: Walter Landolt |